„Auf den Tummelplatz“ zu gehen, das gehört zu Amras und zu uns Amrasern. Richtigerweise heißt es ja „Landesgedächtnisstätte Tummelplatz Amras - Innsbruck“, aber wir sagen einfach „Tummelplatz“. Wir kennen und lieben die Maiandachten und die Rosenkranzandachten, die heiligen Messen zu bestimmten Anlässen, die Kinderweihnacht oder einfach nur einen Spaziergang dort hinauf zu den Kapellen und Gedenkstätten mitten im Wald. In letzter Zeit sind viele und umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt worden. Deshalb freuten wir uns sehr, als uns der Obmann des Tummelplatzvereins Hans Zimmermann zusammen mit Karl Klotz einlud, direkt an Ort und Stelle Neues über den Tummelplatz zu erfahren. Unsere Bedenken, dass nicht alle so gut zu Fuß wären, um zum Tummelplatz hinzukommen, wurden sofort ausgeräumt. Wir bräuchten uns um gar nichts zu kümmern - nicht einmal um Kaffee und Kuchen, wir würden mit den Fahrzeugen der Feuerwehr hingebracht werden, das erledige Stefan Wegscheider. Wunderbar - mit Feuerwehrautos sind wir noch nie gefahren! Zwei Autos der Feuerwehr fuhren dann am 24. Mai vor dem Pfarrhaus vor, wir stiegen ein und direkt oben am Tummelplatz wieder aus.
Mit Diakon Nikolaus feierten wir eine kurze Maiandacht in der „Großen Kreuzkapelle“. Anschließend erzählte uns Karl Klotz Interessantes über die Geschichte des Tummelplatzes und Aktuelles über die Arbeit des Tummelplatzvereins, der heuer sein 60jähriges Bestehen feiert.
Ursprünglich Reitplatz für die Bewohner des Schlosses Ambras - daher der Name Tummelplatz - wurde das Gelände zum Friedhof für die in den Kriegen ab 1787 bis 1809 im Militärspital verstorbenen und für die in den Berg-Isel-Kämpfen gefallenen Soldaten umgestaltet. Seit dem 1. Weltkrieg finden hier keine Beerdigungen mehr statt. Es gibt nur mehr Gedenkstätten - Erinnerungen an junge Menschen, die irgendwo weit weg begraben sind. Ein Rundgang zeigt uns erschütternde Schicksale auf. Wir lesen zum Beispiel auf Grabkreuzen die Namen dreier Generationen - Großvater, Vater und Enkel - oder die Namen zweier oder sogar dreier Burschen aus einer Familie, die im Krieg geblieben sind. Namen, die uns an Schicksale hinter diesen Inschriften denken lassen, Namen, die Menschen aus der Anonymität der Kriegsberichterstattung herausholen, weil sie zu konkreten Personen gehören. Wir werden auch heute in den Medien mit Berichten aus Kriegsgebieten überschwemmt - auch hinter diesen Toten stehen Namen. Wir dürfen das nicht verdrängen.
Sehr nachdenklich gingen wir hinüber zu dem hübschen ebenen Platz, wo Rosi, Maria und Siegried an unserem Picknick arbeiteten. Wir müssten uns um nichts kümmern, hat es bei Einladung hier herauf geheißen, aber dann fielen wir aus allen Wolken: das war ja ein richtiges Waldfest, dass für uns ausgerichtet wurde! Hier mitten im Wald standen Tische und Bänke, auf den Tischen Tischdecken und hübsch gefaltete Servietten, im Hintergrund warteten Thermoskannen mit Kaffee, Bleche mit köstlichem Kuchen und verschiedene Getränke. Auf einem Gaskocher stand ein riesiger Kochtopf zum Würstlkochen, die Würstl und das Brot dazu lagen bereit. Kein Wunder, dass zwei Traktoren zum Transport aller dieser Dinge notwendig waren. Rosi, Maria und Siegried servierten uns alle diese Köstlichkeiten im „Waldhotel“ - schöner und gemütlicher könnte es nicht sein. Nach zwei Stunden stiegen wir wieder in die beiden Feuerwehrautos. Das allgemeine Echo spiegelte die Freude wieder, die wir alle an diesem Nachmittag hatten: „Es war so schön, Interessantes zu hören, Nachdenkliches zu sehen, im Wald Kaffee zu trinken und Kuchen und Würstl zu essen, so was gibt’s sonst nirgends.“ Und dafür bedanken wir uns aus ganzem Herzen bei Herrn Diakon Nikolaus, der sich Zeit genommen hat, mit uns zu beten, bei Rosi, Maria und Siegried, bei Hans, Karl und Stefan - Vergelt’s Gott“.
Helene Sendlhofer