15. Dezember 1943 – Erster Bombenangriff auf Innsbruck


Heuer jährt sich dieser denkwürdige Tag zum 78.-mal. Als Zeitzeuge kann ich mich sehr gut erinnern an dieses Ereignis. Ich besuchte die erste Klasse der Schemmhauptschule (später Rennerschule) in Pradl. Wegen Luftgefahr-Voralarm wurden wir Schüler an diesem Mittwoch vormittags nach Hause geschickt.

 

Um die Mittagszeit gab es wie schon öfters zuvor Fliegeralarm. Mit meiner Mutter stand ich vor unserem Haus und wir beobachteten einen großen Schwarm von Bombern aus Richtung Glungezer kommend. Niemand dachte damals, dass auch Innsbruck angegriffen werden könnte. – Bisher waren es immer Ziele in Süddeutschland. Plötzlich ein unheimliches Sausen und dumpfe Detonationen. Die Luft schien zu zittern.

 

Nach einigen Minuten war der Spuk zu Ende – die Folgen aber verheerend. Von Wilten bis ins Stadtzentrum waren schwere Treffer zu beklagen. Viele Menschen waren in der Mittagszeit auf der Straße oder beim Essen. Kaum jemand dachte daran, einen Keller aufzusuchen. Es gab 258 Tote und zahlreiche Verletzte. Nicht wenige verstarben an den Verletzungsfolgen in den nächsten Tagen oder Wochen.

 

 

 

 

Darunter war auch eine blutjunge Amraserin: Maridl Steixner, gerade 18 Jahre alt geworden. Sie wurde im Landhaus, wo sie ihre Arbeitsstelle hatte, von den Bomben überrascht und arg verletzt. Nach drei Tagen erlag sie den schweren Verletzungen. In Amras herrschte große Trauer und Betroffenheit – nicht nur bei den Verwandten des Bombenopfers. An das Begräbnis mit Pfarrer Anton Plattner kann ich mich als damaliger Ministrant erinnern.

Im Spätherbst des letzten Jahres wurde zum Gedenken an die junge Amraserin auf dem Tummelplatz ein schmiedeeisernes Gedenkkreuz aufgestellt – nicht nur deshalb, weil Steixner auch ein Opfer des Krieges ist, sondern weil ihre Vorfahren in enger Verbindung mit dem Tummelplatz stehen. Bekanntlich war es ja Ortsvorsteher Johann Georg Sokopf, der als Begründer des Kriegerfriedhofs gilt. Maridl Steixner ist eine direkte Nachfolgerin aus dieser Familiengemeinschaft.

 

Bemerkenswert ist, dass auf dem Kriegerfriedhof Tummelplatz erstmals eine Frau ein Denkmal erhält. Soldatinnen hat es damals noch nicht gegeben!

 

Über die Sokopfdynastie und damalige Wohnsitze in Amras soll in der nächsten Nummer des „Amraser Boten“ Näheres berichtet werden.

 

Karl Klotz

Fotos zur Verfügung gestellt:

Bild von Maridl Steixner von Martin Schönherr

 

Bild von Gedenkkreuz von Herbert Edenhauser 

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