Grüß Gott! Liebe Leserinnen und liebe Leser!
Die Pfarre Amras hat eine lange Geschichte, die in die Zeit vor der Entdeckung Amerikas durch Christof Columbus zurückreicht. Schon 1221 ist eine kleine Kirche Ad Umbras erwähnt, die den heiligen Zeno und Pankratius geweiht war. 1489 wurde dann durch Erzherzog Ferdinand II, der im Schloss Ambras residierte, diese Kirche als Votivkirche erweitert zu dem noch heute bestehenden gotischen Bau. Im selben Jahr stiftete er auch die spätgotische Marienstatue, die die Hauptfigur im Hochaltar bildet und der Kirche das neue Patrozinium verleiht, nämlich Maria Himmelfahrt.
Im 18 Jh. wurde das Innere der Kirche in drei Bauabschnitten barockisiert. Die Amraser Christen gehörten bis 1891 der Pfarre St. Johannes der Täufer in Ampass an. Die Ampiger Pfarre war vom Stift Wilten aus als eine der drei Urpfarren (Wilten, Patsch und Ampass) gegründet worden und bestellten in ihren jeweiligen Umgebungen die Seelsorge. Beichtsakrament, Erstkommunion, vor allem Taufe und die Osterkommunion mussten in Ampass gefeiert werden. Für die gewöhnlichen Sonn- und Feiertagsmessen kam bis 1841 entweder ein Kaplan von Ampass bzw. später vom Stift Wilten nach Amras. 1841 baute die Bevölkerung von Amras, die zur Gänze Katholisch war, für ihren Seelsorger einen Widum, den sie dann dem Abt des Stiftes Wilten zur Verfügung stellte mit der Auflage, dort immer einen residierenden Priester, der die Amtsbezeichnung Kurat trug, unterzubringen. Erst 1891 wurde die Kuratie Amras eine unabhängige Pfarre, die gleichzeitig aber dem Stift Wilten inkorporiert ist, also eingegliedert. Bis zum heutigen Tag gab es neun ordentlich bestellte Pfarrer für die in das Stift Wilten inkorporierte römisch katholischen Pfarre Mariä Himmelfahrt. Dieses System der inkorporierten Pfarren, das seit 1983 nicht mehr im Kirchenrecht CIC erwähnt wird, führt zu immer wieder kleinen und größeren Friktionen zwischen den Kompetenzen des Stiftes Wilten, der Diözese Innsbruck und der Pfarre.
Drei Jahre nach der Errichtung des gotischen Kirchenbaus, also 1491, ließ Erzherzog Ferdinand II auch eine Glocke anfertigen, die noch heute den ganzen Stolz des Fünf-Glocken-Geläutes bildet. Immer wieder und zuletzt unter den Nazis, wurden Glocken abtransportiert und zu Kanonen eingeschmolzen. Doch vor dieser Glocke, die auch die Löfflerin genannt wird, da der damalige Glocken- und Kanonenrohrgießer Löffler aus Hötting diese angefertigt hatte, hatten alle Regime der Jahrhunderte Respekt. Sie wurde nie eingeschmolzen. Die Glocke trägt den Titel „Regina caeli“ (Königin des Himmels).
Die Pfarre Amras konnte 1964 ihre seelsorgliche Tätigkeit um ein wesentliches Standbein erweitern, als das kinderlose Ehepaar Andrä und Maria Steixner ihren Bauernhof der Pfarre vermachte mit der Auflage, einen katholischen Pfarrkindergarten darin zu errichten. Dieser Kindergarten in der Geyrstraße 35 konnte über die Jahre ausgebaut und erweitert werden, so dass drei Kindergruppen darin betreut, begleitet und unterrichtet werden können. Ein ausgesprochen qualifiziertes Team an Kindergartenpädagoginnen und –assistentinnen unter der Leitung von Frau Gerda Pressl, widmet sich den Kindern in Zusammenarbeit mit dem Pfarrer, den Bräuchen und Traditionen der Pfarre aber auch des Dorfes Amras.
Apropos Dorf: Bis nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sicher noch von einem Dorf gesprochen werden. Bereits 1938 wurde unter Gauleiter Hofer die Gemeinde Amras in die Landeshauptstadt Innsbruck eingemeindet. Damit ging auch der Widum, der ja im Besitz der Gemeinde Amras war, in den Besitz der Stadt Innsbruck über, wie auch der Friedhof mit der Toten- und Kriegerkapelle. Seither trägt die Stadt Innsbruck Verantwortung für diese Einrichtungen. Die Pfarrgrenzen entsprechen nicht denen, der Katastralgemeinde; d.h. als Stadtteil Amras ist wesentlich größer als das Pfarrgebiet. Die Pfarre hat ca. 2200 Mitglieder. Der durchschnittliche Messbesuch schwankt zwischen 8 und 10%. Pfarrleben und dörfliches Leben (wenn letzterer Begriff noch angebracht ist) gehen Hand in Hand. So wie die traditionellen Vereine und die Freiwillige Feuerwehr Amras das Dorfleben prägen und mitgestalten, so sind diese ebenso in das pfarrliche Leben involviert. Es handelt sich dabei um eine Symbiose, wie sie für ein organisches Zusammenleben wesentlich ist.
Im Auftrag der Diözese Innsbruck sind in der Pfarre Amras auch ein Sekretär, Herr Mag. Ludwig Klotz, und eine Buchhalterin, Frau Daria Tanzer, beschäftigt. Die Pfarre leistet sich darüber hinaus aus eigenen Mitteln einen Ministranten- und Jugendleiter, Herrn Patrick Kugler.
Eine Pfarre bleibt aber immer noch ohne Sinnerfüllung, wenn ihr eigentlicher Auftrag nicht umgesetzt wird. Jeden Tag wird in Amras für das Heil ihrer Mitglieder und der ganzen Welt das heilige Messopfer dargebracht, sonntags gar mehrmals. Wöchentlich gibt es die Möglichkeit, das heilige Sakrament der Versöhnung – die Beichte zu empfangen. Ebenso gibt es die wöchentliche Möglichkeit der Anbetung vor dem ausgesetzten Altarsakramentes. Jeden Samstagabend wird der heilige Rosenkranz gebetet. Im Monat Mai werden Maiandachten in der Kirche, aber auch an verschiedensten Kapellen im Pfarrgebiert gefeiert. Der Oktober schenkt uns die Rosenkranzandachten und in der Fastenzeit helfen uns wöchentliche Fastenandachten mit Fastenpredigten und Kreuzwegandachten, unsere eigene Umkehr zu überdenken und das Leiden Christi zu reflektieren. In den Adventwochen feiern wir dienstags um 6h in der Früh die Rorate-Messe und folgen damit wieder einer alten, alpenländischen Tradition der Vorweihnachtszeit. Anschließend sind alle Messbesucher zum Frühstück mit frischen Semmeln in den Widum eingeladen, der dann auch im ersten Stock aus allen Nähten platzt.
Bittgänge zum Schloss und Tummelplatz und durchs Dorf sowie auch die Fronleichnamsprozession durch den Ort geben vor der Welt Zeugnis, dass Christus unter uns wohnt. Der Kirchturm, unter dem sich alles abspielt, zeigt uns, wohin unser Leben ausgerichtet sein muss.
Persönliche Begleitung in Trauerfällen ist ein sehr wesentlicher Berührungspunkt, die Trauernden die menschliche Nähe verspüren und Gottes Trost erfahren zu lassen. Vorbereitungen zur Erstbeichte und Erstkommunion wie auch zur Firmung finden in der Pfarre statt, so dass bewusst wird, eine Gemeinde bereitet sich gemeinsam vor und nimmt gemeinsam teil an der Freude unserer Kinder und Jugendliche in der Begegnung mit Jesus Christus. Taufgespräche und Traugespräche führen hin zu den freudigen Ereignissen, die Gott uns im Leben schenkt, die unbedingt zum Leben eine Pfarre gehören. Wichtig sind aber vor allem die persönlichen Kontakte zwischen den Priester und den Gläubigen, die sich auch in zufälligen Begegnungen auf der Straße, am Widumzaun, im DEZ oder bei Hausbesuchen ergeben. Manchmal wird der Pfarrer von Mitgliedern der Pfarre am Rand eines öffentlichen Schwimmbades angesprochen.
Getragen wird das pfarrliche Leben von einer Heerschar ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und –Mitarbeiter. Da sind die Organisten, der Kirchenchor, die Ministranten, das große Team der Mesner, die Kirchenputzerinnen und Geburtstagsgratulantinnen. Im Gebäude Geyrstrasse 35 ist nicht nur der Kindergarten untergebracht, sondern auch das Jugendheim, in dem die Jugendleiter und Jugendleiterinnen ihre wöchentlichen Gruppenstunden halten, von wo aus die großartige und flächendeckende Dreikönigsaktion – die Sternsinger – durch die Pfarrjungschar durchgeführt wird. Einmal im Jahr wird von der Jungschar ein Jungscharlager durchgeführt. Vom Jugendheim aus als Zentrale startet auch die jährliche Nikolaus-Besuchsaktion mit einigen Nikolaus-Darstellern und deren ausgewählten Engeln. Der Erlös der Aktion wird bedürftigen Familien gewidmet.
Beraten wird der Pfarrer in seelsorglichen Belangen von einem zwölfköpfigen Pfarrgemeinderat. Wirtschafts-und Finanzangelegenheiten, wie auch bauliche Unternehmungen werden im achtköpfigen Pfarrkirchenrat besprochen, abgestimmt und durch – bzw. auch nicht durchgeführt. In gravierenden Fällen, wie um die Anschaffung von 14 Kreuzwegstationen für die Pfarrkirche, u.a. werden beide Gremien in gemeinsamer Sitzung zurate gezogen. Auch da wieder eine Symbiose, die prägend ist für ein gutes Einvernehmen.
Der dreimal im Jahr erscheinende Pfarrbrief wird von vielen, fleißigen Pfarrbriefausträgerinnen und –austrägern zu den Haus- und Wohnungstüren gebracht. 1650 Exemplare werden jedes Mal gedruckt im Umfang von 16-28 Seiten. Ca. 1400 davon werden ausgeteilt. Die restlichen 250, die im Schriftenstand der Kirche aufliegen, sind in der Regel schnell vergriffen.
Jeden Mittwoch treffen sich im Widum in der sog. Stephanusstube die Seniorinnen und Senioren (oder besser der Senior) zum gemütlichen Beisammensein, zu Bildungsprogrammen, Musik und Unterhaltung. Von drei höchst engagierten Damen wird das Programm semesterweise sorgfältig zusammengestellt und durchgeführt.
Die Landesgedächtnisstätte Tummelplatz oberhalb der Schlossstraße, also im Gebiet der Pfarre Amras, erfreut sich großer Beliebtheit. Betreut wird dieser vom Amraser Tummelplatzbetreuungsverein, dessen Mitglieder aus allen Gegenden der Stadt Innsbruck kommen. Die Pfarre selbst nimmt immer wieder die Gelegenheit war, dort in der Heilig-Kreuz-Kapelle heilige Messen zu feiern, besonders an den Freitagen im Mai, aber auch Maiandachten an der Lourdesgrotte, wie auch die Kinderweihnachtsandacht am Heiligen Abend, die Menschen aus nah und fern anlockt.
Auch in der St. Nikolaus-Kapelle des Schloss Ambras feiert die Pfarre Amras mehrmals im Jahr die Heilige Messe, vor allem am 6.12. zum Patrozinium der Kapelle am Nikolaustag, wie auch am Montag vor Christi Himmelfahrt im Anschluss an die Bittprozession, die sog. Bittmesse.
Ein weiterer Brauch wurde im Jahr 2006 eingeführt, der sich inzwischen zur festen Tradition im Kalender der Pfarre verankert hat, nämlich der Amraser Matthuis. Am 21.9. jeden Jahres, also dem Festtag des heiligen Evangelisten und Apostels Matthäus geht der Pfarrer mit zwei Ministranten durch die landwirtschaftlichen Betriebe (auch Hobbybetriebe) und segnet Ställe und Vieh. Damit sollte an eine alte, aber abgeschaffte Tradition angeknüpft werden, nach der jedes Jahr am Matthuistag in Amras auf Grund eines Gelöbnisses durch die Bauern nach überstandener Viehseuche eine Sakramentsprozession durchgeführt wurde.
Ein Highlight, das alle zwei Jahre Licht in unser Pfarrleben bringt, ist der (und dafür fehlen mir nun die Adjektive) Pfarrbasar. Es ist unglaublich, wie viele Menschen unserer Pfarre sich für dieses Ereignis engagieren. Allen voran Barbara Oberhuber und Sabine Augsten, die eine Gruppe von höchst talentierten Bastlerinnen anleiten, welche sich im Jahr des Pfarrbasars jeden Mittwoch im Widum treffen, um erlesene Handwerksprodukte hervorzubringen. Auch in so manchen Haushalten wird genäht, Zelten gebacken, Marmelade und Konfitüre gekocht, die Jungbäuerinnen backen Kekse. Am Basar selbst werden selbst gemachte Kiachln angeboten mit Granten oder Kraut; es gibt Maroni und Glühwein. Im Widum ist dann die Cafe-Stube eingerichtet, zu der eine Fülle an Kuchen, Torten und Schnitten spendiert werden. Musikalisch wird der Basar von verschiedensten Ensembles umrahmt, die für die nötige Stimmung sorgen. Sicher habe ist jetzt einiges vergessen worden aufzuzählen. Das möge man mit Nachsicht bedenken.
Seit dem Herbst 2007 feiert Pfarrer Patrick Busskamp OPraem die heilige Messe auch in der außerordentlichen Form des einen römischen Ritus in Ergänzung zur Feier der Messe in der ordentlichen Form des einen römischen Ritus. Vor allem montags wird diese Form der Messe, die bis 1969 die allgemein übliche Form der Messfeier war, in Amras zelebriert. Dazu hat sich eine mehr oder minder fixe Gottesdienstgemeinde etabliert, deren Mitglieder aus allen Himmelsrichtungen kommen. Einige Gläubige aus dieser Gottesdienstgemeinde sind aber auch zu regelmäßigen Teilnehmern an den anderen Messen geworden.
Am Weißen Sonntag, den 3. April 2016, errichtet dann auf Wunsch des Diözesanadministrators Mag. Jakob Bürgler und des Abtes vom Stift Wilten, Abt Raimund Schreier OPraem, die Priesterbruderschaft St. Petrus ihr Apostolat an der Pfarrkirche Amras, in der sie, bis auf einige Ausnahmen, sonn- und feiertags um 11h die heilige Messe in der außerordentlichen Form des einen römischen Ritus feiern. Auch hier gibt es eine starke Symbiose durch die Gläubigen, die von nah und fern kommen, mit der Pfarrgemeinde.
Durch das Engagement von Pfarrer Patrick Busskamp OPraem beim Malteser Hospitaldienst (MHDA) kommt es auch immer wieder vor, das Malteser wie auch ihre Betreuten an den Gottesdiensten in Amras teilnehmen. Im Juni gibt es immer eine eigene heilige Messe mit allen Maltesern und ihren Betreuten in unserer Pfarrkirche.
Innerhalb der Hilfswerke des Souveränen Malteserordens hat sich eine Johannesgebetsgemeinschaft formiert, die sich für den Bereich Tirol alle zwei Wochen in unserer Pfarrkirche zum Gebetsabend eintrifft, bei dem das Allerheiligste ausgesetzt ist, Rosenkranz gebetet wird, Stille zur persönlichen Anbetung gewährt ist, das Sonntagsevangelium vorgetragen und eine Predigt dazugehalten wird. Den Abschluss bildet die Komplet, das Nachtgebet der Kirche und der sakramentale Segen.
Im Pfarrgebiet Amras gibt es ein vom Land Tirol bzw. von den Tiroler Sozialen Diensten GmbH eingerichtetes und geführtes Flüchtlingsheim, im ehemaligen Trapp-Schlössl. Ca. 55 geflohene Menschen leben dort. Durch eine ursprüngliche Initiative aus der Pfarre konnte ein ruhiger Start des Heimes in die Wege geleitet werden. Es konnte eine Flüchtlingshilfeverein gegründet werden, dessen Mitglieder inzwischen auch aus anderen Teilen der Stadt kommen. Auf Grund mangelnder Infrastruktur im Flüchtlingsheim werden zu flexiblen Zeiten auch Flüchtlinge im Widum in der deutschen Sprache unterrichtet. Der Pfarrer begrüßt die Teilnehmer mit „salam aleikum“ und erhält dafür im Gegenzug das „aleikum salam“. Einzelne Flüchtlinge stehen auch in direktem Kontakt mit dem Pfarrer. Sie besuchen vornehmlich die Sonntagabendmesse und kehren dann oft zu einem Tee in den Widum ein.
Liebe Leserinnen und Leser,
sie sehen, die Pfarre Amras mit ihren vielen Menschen und ihren vielfältigsten Begabungen und Charismen macht deutlich, wie bereichernd und motivierend der Glaube an den dreifaltigen Gott ist, der uns in seine Gemeinschaft hineinnimmt, damit wir Kirche sein können, d.h. zum Herrn gehörig. Er ruft uns und jeder von uns antwortet auf seine eigene Art der Berufung. Im Glauben vereint, den Gott schenkt, gibt jeder einzelne und wir zusammen das Licht weiter, das die Welt heller machen will. Als Pfarrer sind mir die persönlichen Begegnungen bei all den vielen Aktivitäten mindestens ebenso wichtig.
Der Friede sei mit Euch.
Ihr Pfarrer